Archiv der Kategorie: China 2017

Alte Kaiser und neue Kaiser

Letzter Stopp ist nun die aktuelle Hauptstadt. Und das sieht man auch. Die aktuellen roten Kaiser haben der Stadt durchaus ihren Stempel aufgedrückt. Gewisse Ähnlichkeiten mit Ost-Berlin sind nicht von der Hand zu weisen. Breite Boulevards mit etwas sozialistisch angehauchtem Baustil.

Am Platz des himmlischen Friedens sorgen Absperrungen für ebendiesen. Außen herum das Nationalmuseum, der Volkskongress und das Mausoleum von Mao. Dessen Gesicht ist auch gleich gegenüber am Südtor des Kaiserpalastes zu sehen. Offiziell das einzige in China.

Dahinter startet dann die verbotene Stadt, deren innere Bereiche nur für den Kaiser, seine Damen und die Eunuchen zugänglich waren. Mehrere Tore hatten verschiedene zeremonielle Aufgaben, dazwischen riesige Plätze. Alles sehr eindrucksvoll und gut besucht. 80.000 Besucher am Tag ist das Limit und so fühlte es sich bei 35 Grad auch an.

Auf Zhaohuis Spuren

Auf dem Weg von Xi’an nach Beijing legten wir einen kleinen Stopp in Zhaohuis Heimatstadt Luoyang ein. Auch das war mal Hauptstadt, zuletzt im zehnten Jahrhundert. Danach versank sie in der Bedeutungslosigkeit, hat aber inzwischen wieder zwei Millionen Einwohner, also eine Kleinstadt für chinesische Verhältnisse.

Überall sieht man große Wohnblocks wie in Marzahn. Alles sauber und gepflegt, aber irgendwie auch ausgestorben, was man vor allem abends sieht, wenn nirgends Licht brennt.

Historisch gibt es zum einen Reste der Stadtmauer und dann die wiederaufgebaute Thronhalle der Kaiserin Wu samt des dazugehörigen Tempels.

Etwas außerhalb liegen dann die Longmen Grotten, die um 600 entstanden. Unzählige Buddhas und Bodhisattvas sind in den Stein gehauen – von fünf Zentimetern bis zu 17 Metern hoch.

Jeder ein Einzelstück

Eines der Highlights in China ist sicherlich die Terracotta-Armee bei Xi’an. Der erste Kaiser Qin Shuahangdi ließ sich hier von 100.000 Arbeitern um 250 vor Christus eine riesige Grabanlange schaffen auf einer Fläche von rund 2 mal 2 Kilometern. Das eigentliche Mausoleum ist nicht zu besuchen, aber östlich davon wurden 1974 die berühmten Figuren gefunden.

Der Bauer, der damals der Finder war, ist heute der Grußonkel und Buchautor. Habe ihm auch die Hand geschüttelt, wenn es denn der echte war…

In drei Gruben gibt es Figuren zu sehen. Jede der rund 8000 ist anders von den Gesichtszügen und der Gestaltung, auch wenn sie aus den gleichen Grundformen entstanden. Die Beine sind massiv, der Rest ist hohl. Alle waren bemalt, aber die Farbe ist nach dem Kontakt mit der Luft verschwunden, weshalb sie auch nicht mehr weiter graben. Und natürlich musste man alle Figuren wie ein Puzzle erst mal zusammensetzen.

2000 Jahre, 8000 Krieger

Es gibt so viel zu sehen und wir sind die ganze Zeit auf Achse, dass ich gar nicht hinterherkomme. Aber nach über 15 km Fußmarsch jeden Tag (sagt zumindest Zhaohuis iPhone) bin ich nicht mehr in der Lage, was sinnvolles zu schreiben ?

Also drei Tage zurück nach Xi’an. Das war früher Chinas erste Reichshauptstadt um 300 vor Christus und das Zentrum der chinesischen Welt. Außerdem das Ende oder der Anfang der Seidenstraße. Je nach Blickwinkel. Diese Einflüsse sieht man auch heute noch.

Xi’an hatte um 800 herum eine Million Einwohner und eine Stadtmauer von 9×10 Kilometer Länge. Das heutige Xi’an liegt etwas verschoben und die neue Stadtmauer ist kleiner, aber immerhin noch 14 km im Umfang mit riesigen Toren. Die Besichtigung der Mauer hatten wir abends auf dem Programm.

Zuvor waren wir in der Stadt unterwegs. Im Beilin Museum gab es eine riesige Sammlung von Stelen mit wichtigen alten chinesischen Texten.

Die große Wildganspagode wurde für Xuanzang errichtet, der wichtige Schritften aus Indien mitbrachte.

Und dann war auch noch das muslimische Viertel mit seiner Moschee sehenswert, die eben so gar nicht wie eine Moschee aussah.

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Von alt bis neu

Ganze Epochen liegen hier in China eng beieinander. Das „alte“ China sahen wir vorgestern in Wuzhen, einer der alten Wasserstädte am alten Kaiserkanal. Hier liegen alte Häuser an idyllischen Kanälen. Das ganze Areal wurde schön wieder restauriert und ist jetzt mit 20 € Eintritt eine große Touristenattraktionen.

Wir waren einmal am Abend und dann noch einmal kurz am nächsten Morgen. Und auch unser Hotel lag gleich nebenan an kleinen Gassen mit noch kleineren Läden. Alles sehr idyllisch und sehr chinesisch. Ich sah 24 Stunden kein anderes europäisches Gesicht mehr.

Nach einer Stunde Fahrt mit dem Schnellzug dann ein ganz anderes Bild. Tausende Leute im modernen Bahnhof und ebenso viele in der U-Bahn. Mit der ging es ins Hotel nach Pudong, dem Financial District in Shanghai.

Dort steht ein Wolkenkratzer neben dem anderen und auf dem Flaschenöffner waren wir dann auch auf der Aussichtsplattform in 474 Meter Höhe mit einem partiell durchsichtigen Glasboden. Aber war nicht so wild, wie es klingt.

Hier ist Shanghai super modern und es sieht nicht anders aus als in New York, Hongkong oder Singapur.

Ali bezahlt

Wer wissen möchte, wie es mit Bargeld weitergeht, sieht es hier deutlich: nämlich gar nicht. Fast alles kann man hier per Smartphone bezahlen über alipay, das Bezahlsystem von Alibaba, dem chinesischen Amazon. Überall sieht man die entsprechenden Barcodes. Scannen, Betrag eingeben, fertig. Geht in fast allen Restaurants, im Taxi oder in Geschäften.

Lustigerweise klappt es nicht in der U-Bahn. Hier braucht man Münzen oder Scheine und entsprechend lang sind die Schlangen. So fortschrittlich und modern, wie es auf der einen Seite ist, so umständlich ist es auf der anderen. Auch beim Kauf eines Zugtickets braucht man eine ID und die wird beim Betreten des Bahnhofs gescannt und gespeichert. Da geht kein Genosse verloren.

Und damit er genug Schlaf bekommt, wird um 23 Uhr am Bund, der alten Promenade von Shanghai, und gegenüber in Pudong das Licht ausgeschaltet. Auch die U-Bahn fährt nicht mehr in der 23-Millionen-Stadt. Dafür werden allerdings über Nacht ganze Straßenzüge abgefräst und neu asphaltiert.

Willkommen in China

Schon im Flugzeug begann diesmal die Einstimmung auf das Ziel. Statt muslimischer Reisegebete wie bei den Qataris gab es diesmal Chinasound mit Klingeling als Boarding Music. Und auch das Essen war (wahlweise) chinesisch.
Am Airport wartete dann schon der Transferagent mit einem Schildchen am Ende der Gangway. Sie hatten meinen Flug nach Shanghai gestrichen und mich auf einen früheren umgebucht. Und den habe ich dann mit hängender Zunge auch noch erreicht. Und das nach vier Stunden Schlaf um ein Uhr morgens MESZ.
Der Airport war gleich mit der Trainstation verbunden. Alles etwas größer als bei uns. Die große Halle ist über den Gleisen und man darf dann nur fünf Minuten vor Abfahrt hinunter aufs Gleis.
Erster Stop nach einer Stunde high-speed Zug war Hangzhou, von Marco Polo als glanzvollste Stadt der Welt bezeichnet. Von der alten Stadt ist in der neuen mit sechs Millionen Menschen nicht mehr viel übrig.
Aber der Standort mit dem Westsee bleibt und das ist die Hauptattraktion. Heute waren wir mit dem Boot auf dem See unterwegs.
Auf einer künstlichen Insel gab es einen sehr schönen Garten und wieder zurück an Land die Leifung Pagode, von der man einen schönen Blick auf den See und die Berge dahinter hatte. Leider regnete es den ganzen Tag.

Jetzt haben wir aber Hunger. Mehr demnächst…